Trevino, gerade frisch verheiratet und mit Nachwuchs im Hause, begann, sich Sorgen zu machen. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, erinnerte er sich seiner Wurzeln und begann, wieder in kleineren Clubs aufzutreten. Einer glaubte nach wie vor an Trevino: Paul Worley von Warner Bros. Er brachte den Texaner mit Raul Malo (ehemals Mavericks Frontmann) zusammen und die beiden begannen, gemeinsam Songs zu schreiben. Das Resultat, die neue CD Whole Town Blue, wird bald vorliegen.
Anlässlich seines Auftritts am Albisgütli Festival wollte ich mehr von ihm wissen.
bm:
Rick, als du deinen Vertrag mit Sony/Columbia verloren hast, warst
du gerade frisch verheiratet und dein Kind wurde geboren. Es lief geschäftlich
gar nicht gut. Man sagt, du hättest einmal behauptet, dass dich diese
Pechsträhne hungrig gemacht hätte. Was hat dich in diesem Business
gehalten?
RT: Die Liebe zur Musik. Du kannst in einem solchen
Moment entweder aufgeben und alles hinschmeissen, oder du raffst dich auf,
definierst dein Umfeld neu und konzentrierst dich darauf, weiterhin gute Musik
zu machen. Natürlich war diese Situation im ersten Moment katastrophal
für mich, aber es war auch eine Chance, den Musik-Giganten zu beweisen,
dass ich nicht aufgebe.
bm:
Wie du selbst erfahren musstest, stellt Nashville das Marketing über
die Musik. Welchen Rat gibst du jungen Künstlern, die trotzdem sich und
ihrer Musik treu bleiben wollen?
RT: Nun, es gibt in jedem Musik Genre immer wieder
Leute, die glauben, sie müssen dem Publikum vorschreiben, was gerade
„in“ zu sein hat. Wenn ein junger Künstler an sich und seine Musik glaubt,
sollte er einfach zuhören und sicher sein, dass er gut gemeinte Tipps
auch ernst nimmt, ansonsten aber fokussiert bleibt auf seinem Weg sowohl musikalisch
wie künstlerisch zu wachsen.
bm:
Welche wichtige Tatsache über dich möchtest du den Leuten mitteilen.
RT: Dies ist mein dritter Trip nach Europa. Beim
ersten Mal war ich nervös, beim zweiten Mal schon etwas ruhiger. Aber
diesmal hab ich mich echt auf Europa gefreut. Ich möchte, dass alle wissen,
wie gern ich europäische Weine mag (lacht).
bm:
Deine Songs erzählen oft Geschichten aus dem Herzen. Sind sie persönliche
Erfahrungen und was ist für dich wichtiger, die Worte oder die Melodie?
RT: Alle Lieder erzählen von Plätzen
oder Situationen aus meinem Leben, ob sie nun wahr sind oder erfunden. Aber
irgend einen Bezug haben sie immer. Die Worte und die Musik sind etwa gleich
wichtig und müssen harmonieren. Aber wenn ich selbst schreibe, kommt
die Melodie einfacher aus der Feder als der Text.
bm:
Welchen Song hättest du gerne selbst geschrieben?
RT: Da gibt es viele. Aber einer meiner Favoriten
wäre He Stopped Loving Her Today.
bm:
Ich habe gehört, dass du ein grosser Star Wars Fan bist. Welchen
Rat gibst du den Aliens, die gerade in Texas gelandet sind?
RT: (lacht) Gute Frage. Als erstes würde
ich sie vorwarnen, dass Texas durchaus ein Teil der USA ist.
bm:
Wenn die Leute in 50 Jahren auf dein Leben und Schaffen zurück blicken,
was wünschst du dir, dass sie über dich erzählen?
RT: Ich wünschte mir, dass meine Lieder
etwas in ihnen bewegt haben. Egal ob es für die Dauer eines Songs war
oder ob sich durch meine Musik grössere Dinge in ihrem Leben verändert
haben.
bm:
Du bist schon mit vielen Stars aufgetreten. Gibt es trotzdem noch einen Wunschpartner
für die Bühne?
RT: Bis jetzt hatte ich nicht viele Gelegenheiten,
Duette aufzunehmen. Bei den beiden Alben mit Los Super Seven habe ich viel
mit Freddie Fender gearbeitet. Beim zweiten Album ergab sich auch die Gelegenheit
für ein Duett mit ihm. Dies ist eine Erfahrung, die ich nie in meinem
Leben vergessen werde. Zudem habe ich viel mit Raul Malo gesungen, auch wenn
wir noch kein Duett aufgenommen haben. Er ist ein grossartiger Sänger
und Mensch. Nach dieser Erfahrung habe ich im Moment eigentlich keinen dringenden
Wunschpartner mehr.
bm:
Wenn du Aladin’s Wunderlampe finden würdest, welche drei Wünsche
hättest du?
RT: Nun, erster Wunsch wäre weitere drei
Wünsche zu haben, damit hab ich schon sechs. Zweitens, Gesundheit für
meine Familie. Und drittens…(zögert)… weiss ich gerade nicht, aber ich
habe ja noch vier Wünsche frei. Wenn es allerdings nur noch einer sein
soll, dann wünsche ich mir ein Boot, damit ich nach Europa segeln kann,
statt zu fliegen.
bm: Warum, magst du die Fliegerei nicht?
RT: Sagen wir, mit einem Boot wäre es einfacher
und es würde mehr Spass machen.
bm:
Letzte Frage. Wenn du Rick Trevino interviewen müsstest, was fragst du
ihn, das ich nicht gefragt habe?
RT: Ich würde mich fragen, über welchen
Song auf meiner neuen CD Whole Town Blue ich den Leuten mehr erzählen
möchte. Das ist das Lied Cousin Paul. Eine wahre Geschichte
über meinen Cousin Paul Vada, der in Vietnam fiel. Obwohl ich ihn nie
persönlich getroffen habe, erzählte man mir viele Geschichten über
ihn. Deshalb habe ich ihm einen Song gewidmet.
bm:
Vielen Dank für das Interview und wir freuen uns auf die Show heute abend.